Was ist mit dem Huhn?

In Deutschland gibt es ca. 20.000 Schauspieler. Schaut man in den Staatssendern ARD & ZDF die Eigenproduktionen drängt sich fast automatisch die Frage auf: Wissen die das bei ARD & ZDF?

Wenn man sich die Vorabend- und Hauptprogramm-Produktionen von ARD & ZDF ansieht, stellt sich in der letzten Zeit immer häufiger die Frage, in welcher Serie man gerade ist. Da ist die clevere Apothekerin „Insa Scherzinger“ aus dem Prime-Time-Krimi des ZDF (07.02.2015, 20:15 Uhr: „Friesland: Familiengeheimnisse“)im Nebenberuf Krankenschwester „Lizzy Riedmüller“ (Freitags, „Bettys Diagnose“). Die Rollen sind stereotyp angelegt, da fragt sich der Zuschauer schon mal, in welchem Handlungsstrang er gerade unterwegs ist.

Man hätte Frau Underberg (der Schauspielerin) zumindest eine alternative Frisur und besser unterscheidbare Kostüm-Farben spendieren können, damit es für den aktiven Staatsender-Schauer etwas einfacher wird. Ob sie als Apothekerin im Prime-Time-Krimi bei den Laborszenen die Ausstattung aus der Vorabendserie aufträgt, wissen wir nicht. Eine Überraschung wäre es jedoch nicht.

Dass Frau „Scherzinger“ dann noch das (sorgfältig erfundene) Potenz-Medikament „Erektil“ in die Kamera hält, lässt erkennen, dass nicht nur an der Ausstattung gespart wird. Mal abwarten, in welcher Folge den Serienautoren der „Gag“ wieder einfällt und in der Serie „Betty“ einem Arzt die Packung aus der Tasche fällt. Wobei billige Gags keineswegs per se schlecht sein müssen. Das war sogar einer der besseren im Film.

Irritierend ist allerdings, dass ihr Polizeikollege in Friesland erst vor kurzem als Terrorist ein Atomkraftwerk in den Supergau trieb. Ist der jetzt böse oder gut? In beiden Fällen schwarz gewandet, bewaffnet und mit Scheitel links, zeigt Florian Lukas (der Schauspieler) schauspielerische Wandlungsfähigkeit. Immerhin: Er darf zeigen, dass er mehr kann, als große Augen machen. Was keine Kritik an Frau Underberg sein soll — wenn es so im Drehbuch steht und kein besseres Angebot da ist, schaut man halt mit großen Augen verunsichert nach rechts.

Eine, die offensiv mit dem schwierigen Thema Schauspieler auf Arbeitssuche umging, ist Sibel Kekilli. Sie ist jetzt als Tatort-Kommissarin hoffentlich etwas besser gestellt. Auf dem TV-Bildschirm ist sie ansonsten nicht so präsent. Das macht es einfacher, ihr die durchaus konträren Rollen abzukaufen. Gemeinsam mit (nochmals) Florian Lukas kann sie in „Die Fremde“ verdeutlichen, warum sie und er womöglich etwas mehr als andere Schauspieler gebucht werden und verdienen.

Was das Dilemma zeigt: Es mag zwar viele geben, aber die Guten sind dann schon überschaubarer. Dennoch zeigen gerade die beiden letztgenannten (Lukas, Kikelli), dass Präsenz mehr sein kann als einfach nur über die Matscheibe flimmern. Wenn man sie lässt. Ob z.B. eine Frau Underberg das leisten könnte, wird sie erst zeigen dürfen, wenn ein Rollenbesetzer des Staatsfernsehens sich einfach mal traut.

Dass es genau daran fehlt, zeigen so fragwürdige Entscheidungen, zwei ARD-Kommissarinnen, „Olga Lenski“ (Maria Simon) aus dem Polizeiruf als „Sonja Feichtmayr“ und „Eva Saalfeld“ (Simone Thomalla) aus dem Leipziger Tatort als „Katja Baumann“ in einen gemeinsamen ZDF-Film zu stecken (Endlich Frühling). Die Werbung dafür war der Abspann des Prime-Time-Krimis. Da wird schon einiges an Transfer-Leistung beim Zuschauer erwartet.

Generell wäre statt auf Nummer sicher ein Griff in den großen Topf wünschenswert: ist ja was da (.s.o.). Eine Christine Neubauer (als markantes Beispiel) in stereotypen, eindimensionalen Rollen, die augenscheinlich ihre Bandbreite ausreizen, ist schlicht ausgelutscht.

Und wenn Hühnerknochen ins Bild fliegen, während nach einem Huhn gesucht wird, wünschen wir uns natürlich im Abspann eine Erklärung, ob es dem Federtier gut geht oder es wenigstens geschmeckt hat. Wobei es dafür natürlich einen Abspann geben müsste... .

Die genannten Filme und Schauspieler sind willkürlich herausgegriffen. Einfach weil es gestern auffiel. Die Bilder wurden als Bildschirmfoto zu Dokumentationszwecken bei TV-Spielfilm an den zitierten Stellen entnommen.

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