Rasissmus und Nippelgate

Das ZDF bekommt es gerade mal wieder rundherum „eingeschenkt“. Wobei das für unseren Geschmack deutlich zu weit geht.

Es beginnt mit einem #aufschrei. Da echauffiert man sich darüber, dass „unser Markus“ in „unserem Wetten, dass…?“ vorgeschlagen hat, man könne sich ja anmalen, weil der Jim Knopf halt nun mal dunkelhäutig ist. Wohlgemerkt: Er hat nicht „malt euch wie ein Neger an“ gesagt. Da hätte in die aufgebrachte Horde wohl schon gefesselt und geknebelt in die Lech geworfen.

Jetzt mal im Ernst: Was ist denn bitte schön rassistisch daran, wenn man versucht, eine Figur möglichst originalgetreu nachzustellen? Der Jim in „Jim Knopf“ ist nunmal dunkelhäutig. Wenn Kinder sich braune Farbe ins Gesicht schmieren, weil sie Indianer sein wollen, dann wäre das ebenso rassistisch. Mutti wird deshalb ihrem vorpubertären Kind die Verkleidung wohl kaum so erläutern:

Der bräunliche Hauttonus, den wir dir mit Schminke aus nicht mit Tierversuchen hergestellter Kosmetik auftragen, ist typisch für indigene nordamerikanische Menschen, die deshalb verfolgt und missachtet wurden. Trete stolz für die Rechte dieser Minderheit ein. Falls jemand fragt bist du kein „Indianer“, das ist bäh! Du bist ein geschundener amerikanischer Ureinwohner, dem du mit diesem Kostüm deinen Respekt erweist.

Jemanden nachmachen ist jedenfalls keineswegs zwangsläufig gleichbedeutend mit jemanden verächtlich machen. Das passiert erst durch einen #aufschrei, der aus einem harmlosen Spiel etwas macht, was die Beschwerdeführer darin sehen wollen. Beispielsweise ist Neger unvoreingenommen betrachtet nur ein beschreibendes deutsches Wort. Böse wird es erst, wenn es in einen Kontext gesetzt wird, in dem es häufig gar nicht verwendet wird. „Der Neger Jim“ wäre objektiv betrachtet die knapp-präzise Beschreibung eines afroamerikanischen Menschen mit dunkler Haut, der Jim heißt. Wobei Michael Ende keine völkische[1] Zuordnung von Jim gemacht hatte. Mehr wird es erst durch das, was in Neger hineininterpretiert wird. «Na du Afroamerikaner» ist — abhängig vom sprachlichen Duktus — kaum weniger rassistisch als umgekehrt «na du Neger» aufmunternd und führsorglich gemeint sein kann, wenn ein Kind kopfüber ein unfreiwilliges Schlammbad genommen hat.

Also Ihr lieben #aufschreier: Fragt euch mal, wer hier das unangemessene Gedankengut vor sich herträgt, wenn er hinter jedem Wort oder Spiel gleich eine Menschen verachtende Äußerung vermutet. Rassismus ist die preiswerte Tomate im Supermarkt, die so billig ist, weil ein rechtloser, vertriebener oder vor dem Bürgerkrieg geflohener Afroamerikaner sie in Spanien geerntet hat. Rassismus ist auch geografisches Pech bei der Geburt für die Kinderhände, die den supergünstigen Kaffee ernten oder das preiswerte T-Shirt nähen. Unser Wohlstand, aus dem heraus ihr euch günstig genährt und preiswert versorgt empört, basiert auf dem Elend anderer. Das ist Rassismus. Heuchler.

Wie diese bigotten Amerikaner. Beim amerikanischen Facebook ist dem ZDF eine Brust zum Verhängnis geworden. Die sind schon komisch, die Amerikaner. Über vollverschleierte Frauen regen sie sich auf. Noch heftigere Reaktionen gibt es, wenn man zeigt, was Frauen drunter vorne zwischen den Armen haben. Da muss mindestens ein T-Shirt drüber sein! Aber gern in weiß und nass … .

Ihr lieben ZDF´ler wollt es ja nicht anders. Ihr glaubt, ihr müsstet beim Datensammler Facebook sein, weil ihr euren eigenen Seiten nicht genug Durchschlagskraft zutraut. Letzteres wäre immerhin eine überraschende Selbsterkenntnis, aber die Teilnahme bei Facebook löst dieses Problem nicht, sondern macht es eher größer. Lernt und macht was draus!


  1. Na? Was geht bei diesem Wort durch den Kopf? Ist ersteinmal eine Herleitung von Volk, Volksgruppe, Volksstamm. Natürlich kann man da auch was völlig anderes draus machen.

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Kommentar von Octoberon |

Guter Artikel, der jedoch dringend einer Überarbeitung bedarf: Der kleine dunkelhäutige Junge, von dem die Rede ist, heißt "Jim Knopf". "Lukas" heißt der Lokomotivführer und der ist so hellhäutig wie Frank Walter Steinmeier. Ansonsten: Sehr gute Seite, ich schaue immer wieder gerne rein. Schöne Grüße

Antwort von Norbert Simon

Manchmal sitzt man so nah dran, dass das Offensichtliche unsichtbar wird. Im ersten Absatz richtig und dann konsequent falsch. Danke für den Hinweis. Wurde still und heimlich korrigiert.

Kommentar von ich vergesse ihn immer wieder |

ich las grade im obigen Link "aufschrei", daß sich “Wetten, dass..?” ... sich klar gegen RTLs “Supertalent” durchgesetzt hat" und trotzdem Kritik geübt wurde... So frage ich mich, was beide Sender gemeinsam haben?
Wenn man meinen Sender scherzhaft mit RTL vergleicht, so bin ich echt empört!
--------- zum Thema:
Die Empörer werden sich in nicht allzuferner Zeit empören, wenn zwei Dreijährige nackt im Sandkasten spielen. Und unterschiedlichen Geschlechts sind. Oder aber sogar gleichgeschlechtlich!

Ich hoffe nur, daß die paar Durchgeknallten, die aus Frust irgendwelche Empörung lostreten wollen, entweder dementsprechende Antworten bekommen oder aber mit Nichtachtung gestraft werden...

Antwort von Norbert Simon

Die Anmerkung zum «Link "aufschrei" ist etwas diffus. Was beide Sender gemeinsam haben, ist spätestens offensichtlich, wenn in den RTL-Nachrichten das gleiche Bildmaterial wie 15 Minuten später bei «heute» gezeigt wird oder ZDF-Mikrofone den RTL-Ton aufzeichnen (und umgekehrt). Alleine der Umstand, dass sich x gegen y durchgesetzt hat, ist für x kein Qualitätsmerkmal, sondern einfach nur die Aussage, dass da eben mehr zugesehen haben. Ich will es drastisch formulieren: Unfall x wird nicht erträglicher, wenn er mehr Gaffer hat als Unfall y.

Mit «Nichtachtung gestraft» würde die Meinungshoheit für diese Gruppe bedeuten. Ist in etwa vergleichbar mit «nicht wählen gehen». Dann bekommt eine immer kleinere Gruppe immer mehr Macht. Ist das wirklich schlau?

 

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