Selbst erfüllende Prophezeiung

Wir waren am Jahresanfang noch vorsichtig und hatten mindestens 50 Mio. € Mehreinnahmen erwartet. Wenn «Die Welt» recht hat, lagen wir um den Faktor 10 daneben. Was die neue Kostenstruktur umso fragwürdiger macht.

Die Welt berichtet, der Spiegel habe Informationen aus Senderkreisen (könnte also reines Hörensagen sein, da jeder sich ggf. rausreden kann), dass mal eben eine halbe Milliarde, also 500.000.000 € mehr im Topf der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten landen. Wenn dann noch das Geld verwendet wird, von dem die ARD nicht weiß, dass es da ist, die KEF es aber gefunden hat, dann hätte „Das Erste“ entgegen anderslautenden (Eigen-)Meldungen gar kein Defizit sondern noch 100 Mio. übrig. Womit es nichts mehr würde mit Beitragserhöhungen. Schlimmer noch – zumindest aus Sicht der öffentlich-rechtlichen Beitragsverbrenner: Es wäre eine Kostensenkung drin.

Offenbar sind bei den Schaffenden des öffentlichen Rundfunks nur Grobrechner am Werk. Denn dort hatte man lediglich 80 Mio. € mehr erwartet – sagt der Bericht. Das ist natürlich Peanuts, bezogen auf die Gesamteinnahmen der von uns bereits seit langem angenommenen und mit diesem und dem darin zitierten Bericht bestätigten 8 Milliarden. Wer gerade ein wenig mit den Nullen vor dem Komma kämpft:

            17,98 € vom Bürger jeden Monat gezogen 
    80.000.000,00 € selbst mehr erwartet
   500.000.000,00 € tatsächlich mehr bekommen, macht
 8.000.000.000,00 € im Topf.

Ein wunderschönes Beispiel dafür, wieviel Mist Kleinvieh machen kann. Wobei „Kleinvieh“ aus Sicht der Beitragszahler mit jährlich 215,76 € in Arbeitstage umgerechnet ganz schön viel Mühe* für etwas bedeutet, was es vergleichbar in vielen Fällen kostenfrei im privaten Rundfunk gibt. Die von uns immer wieder aufgeworfene Sinn-Frage eines Rundfunkbeitrags wird jedoch weiterhin selten bis nie gestellt.

Wobei wir – ebenfalls wiederholt – betonen, dass die grundsätzliche Überlegung hinter dem Rundfunkbeitrag sehr wohl unsere Zustimmung findet. Wenn damit Programm realisiert wird, das im privaten Raum keine Sponsoren findet, wenn das Geld wirklich eine objektive Berichterstattung jenseits von Parteibuch-Angehörigkeit ermöglichen würde, dann halten wir das für durchaus sinnvoll. Darauf reduziert müsste jedoch eine weit geringere Beitragsausstattung völlig ausreichen. Davon unbelassen muss der Bürger sich ebenfalls darin üben, mit dem auszukommen, was er hat. Was spricht gegen diese Anforderung im Bereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Eventuell könnte es helfen, wenn dort mal jemand engagiert wird, der das mit den Grundrechenarten drauf hat und statt teurer Prozesse gegen Beitragszahler ein echter Service für Beitragszahler in den Fokus rückt. Denn der öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist kein Selbstzweck, sondern er soll dem Gemeinwohl dienen und nicht, wie es womöglich der ein oder andere Intendant für seine Anstalt versteht, „für mein Wohl“. Auch wenn es ähnlich klingt, ist das etwas völlig anderes.

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