Navigation
Merkel boykottiert öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Damit hatte bei den Granden des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sicher niemand gerechnet: Die Kanzlerin ignoriert die gebührensubventionierten Sender und beweist eindrucksvoll, dass wir sie nicht brauchen.
Was für ein „no go“: Da kommt eine Kanzlerin auf die Idee, sich wie ein Normalbürger aufzuführen und die technischen Möglichkeiten eines weitestmöglich vom Staat fernen Übertragungsverfahrens für den Bürgerkontakt zu wählen. Nämlich den kostenfreien Service einer US-Firma.
Das passt natürlich nicht ansatzweise in das Weltbild der staatsfernen, staatlich reglementierten und in den Gremien mit Landesfürsten kontrollierten öffentlich-rechtlichen Subventionsanstalten. Ein politisches Ereignis ohne die Beteiligung der mit bundesdemokratischer Protektion vom Bürger geldpressenden Sender: undenkbar! Zumindest für die Geschmähten.
Faszinierend, welche Anstalten und Kommissionen es gibt, die Bedenken anmelden und Probleme wälzen, für die ein klar Denkender, in der Zeit stehender Bürger keine Kalorie verbrennen würde. Die Wahrnehmung dieser Problemgeneratoren befindet sich offenbar noch im Nachkriegsdeutschland, wo es nur die Wahl zwischen ARD und nix gab. Die Unterscheidung mit Blick auf die „Relevanz“ einer Publikation sollte mit Blick auf unser Grundgesetz eventuell noch einmal überdacht werden. Denn da steht: „Alle sind gleich“. Die Festellung, die Meinung einzelner sei relevanter, mag zwar objektiv richtig sein. Vor dem Gesetz sieht das etwas anders aus. Fraglos hat Gleichheit und Meinungsfreiheit einen Preis: Das muss man aushalten. Was ist denn beispielsweise ein Twitter-Werbestrom eines Teeny-Schwarms, der als Dauerschleife seine Produkte bewirbt? Hat der eine „Sendeerlaubnis“? Das ist immerhin eine hochtendentiöse 24-Stunden-Dauerwerbesendung mit mehr als 500 Teilnehmern!
In einer insbesondere von ARD und ZDF gern hervorgekramten Rhetorik der „freien Demokratie“ darf unsere Kanzlerin ja wohl noch selbst entscheiden, in welche Kamera sie die vorbereiteten Antworten plappert. Im Gegensatz zum von Adenauer angestrebten „CDU-Fernsehen“, das dann im ZDF aufging, hat ein Google-Hangout einige fundamentalen Unterschiede:
- Dafür bezahlt kein Bürger Rundfunkgebühren.
- Google wird nicht mit Steuergeldern betrieben.
- Es gibt reichlich Alternativen im Netz.
- Wir leben nicht in Nordkorea: Zuschauen ist freiwillig.
Einen Vorteil hat diese Diskussionsverlagerung natürlich. Da geht dann schon mal unter, dass bei der ARD die „bierfreie Zone“ vor dem Tatort an einem Feiertag (Ostermontag, Werbeverbot im öffentlich-rechtlichen Fernsehen) nach 20 Uhr (generelles Werbeverbot im öffentlich-rechtlichen Fernsehen) ein aufwändig produzierter Werbetrommler für eine ARD-APP läuft. Bei Spiegel, Fokus, Zeit & Co. dürften den Chefredakteuren dabei die Halsadern ordentlich angeschwollen sein. Die Penetranz des „komm auf unsere Webseite“-Slogans in absolut jeder Nachrichtensendung reicht offenbar noch nicht aus.
Und es wird wohl etwas länger dauern, bis der „verwirrte Dödel von der CSU“ merkt, dass Herr Welke in der „Heute Show“ höchst amüsant, direkt und mit dem Hinweis auf Herrn Brender sich der damit verbundenen Gefahren bewusst, die Fragen stellt, die im übrigen öffentlich-rechtlichen Programm entweder totreglementiert, totgeschwiegen oder der Quote geopfert werden.
Womit wir wieder bei Frau Merkel sind. Die Nutzung von Hangouts ist womöglich die ehrlichste und staatsfernste Möglichkeit, die moderne Kommunikation heute bietet. Bleibt zu hoffen, dass die Besitzstandswahrer der öffentlich-rechtlichen Anstalten demnächst konkret mit den logischen Konsequenzen konfrontiert werden. Beispielsweise klar umrissenen und reduzierten Rundfunkbeiträgen, Aberkennung des Rechts auf beängstigende Sammlung von Bürgerdaten und Ausschluss aus der Definition der Gesetze, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk regeln. Speziell Letzeres, das «sich passende Gesetze machen», ist eine Eigenschaft von Despoten, also Menschen, bei denen ARD und ZDF gern den Finger heben.
Einen Kommentar schreiben
Kommentar von Eugen |
Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen. (China)
Sie müssen Cookies zulassen, wenn Sie kommentieren möchten.