Widerstand aus den eigenen Reihen

Beim NDR ist seit heute vermutlich Polen offen: Eine Mitarbeiterin hat eine Doktorarbeit über den Rundfunkbeitrag geschrieben. Mit ziemlich vernichtendem Ergebnis.

Der Spiegel berichtet in Ausgabe 13/2013 davon, dass Anna Terschüren, eine junge Mitarbeiterin des NDR, „nebenberuflich“ ihre Doktorarbeit über den neuen Rundfunkbeitrag geschrieben habe. Sie sei zum Ergebnis gelangt: «Der Beitrag sei in vielerlei Hinsicht "gleichheitswidrig"; zudem verstoße er gegen die Finanzverfassung». Wir stellen uns die Justiziare des NDR vor, welche Meuchelszenarien womöglich durch ihre Köpfe geistern, wohl wissend, dass es nur ein fatalistischer Traum bleiben muss. Rauswerfen einer potentiell eloquenten Mitarbeiterin wäre auf diesem Hintergrund wohl kontraproduktiv. Denn dass würde klar signalisieren: Mit Kritik an unserem Gebaren kommen wir nicht klar und wenn es noch Volksbelustigung mit Löwen gäbe, hätten wir was für die zum Naschen.

Sie werden wohl gute Miene zum irritierenden Spiel machen, dass jetzt sogar Mitarbeiter aus dem eigenen Stall öffentlich sagen: Hey, der Rundfunkbeitrag ist eine Steuer! Was extrem blöd ist, denn in dieser Form dürfen die öffentlich-rechtlichen Anstalten kein Geld einsammeln, insbesondere, weil sie immer wieder auf ihre „Staatsferne“ pochen. Was für sich betrachtet, als lauer Treppenwitz für die völlig weltfremde Rechterfertigung von sehr eigendynamischem Verhalten gewertet werden muss.

Denn es regt sich gleichermaßen Widerstand in den Kontrollgremien, die — glaubt man den Ausführungen von Beteiligen (wogegen nichts spricht) — offenbar alles dürfen. Außer kontrollieren. Es gibt – gut versteckt im Nachtprogramm – einen Beitrag des NDR (schon wieder!), in dem sich Andrea Verporten (CDU) als Rundfunkbeirätin des WDR sehr deutlich über Informationsverschleierung und Behinderung ihrer Arbeit äußert bzw. „äußern darf“. Problematisch sei vor allem, dass jede Rundfunkanstallt seine individuellen Verträge gestaltet und eine Kontrolle des Rundfunkrates dort – zumindest beim WDR – so beschnitten sei, dass eine tatsächliche Prüfung schlicht unmöglich sei.

Wir wissen nicht, ob der NDR hinterrücks von Massochisten oder Selbstzerstörern gekapert wurde. Wir verneinen jedoch ausdrücklich Inflitrationsmaßnahmen unsererseits. Vielmehr unterstellen wir den Akteuren, dass sie von einem Recht Gebrauch machen, auf dass gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk pocht: Das Recht auf eine eigene, freie Meinung. Wir haben durchaus einen Funken Hoffnung, dass der öffentliche-Rechtliche Rundfunk das aushält und — hier wird der Funke deutlich kleiner — zeitgemäße und sinnvolle Schlüsse aus dieser stetig wachsenden Debatte zieht. Sonst könnte er womöglich daran verbrennen.

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen Cookies zulassen, wenn Sie kommentieren möchten.